Mittwoch, 6. Mai 2009

Kamelle, Kamelle, Kamelle

Wie süß, da kommt mir doch letztens eine Freundanfrage in mein mySpace Postfach geflattert. Gut, das ist jetzt noch nicht so spektakulär, aber immerhin war der Anfragende ein Kunst-, Musik- und Design-Magazin, ein internationales zumal. Ich schaue mir also deren Profil, stellte fest, dass ich noch nie, weder im Netz noch in irgendeinem Pressevertreib, von dem Maga gehört habe, aber da ich mir als Freelancer nicht leisten kann nicht wenigstens zu versuchen meine Arbeit zu verkaufen, bestätigte ich die »Freundschaft« und tippe ein paar warme Worte mit dem Angebot als Illustrator oder Fotograf für das Mag zu arbeiten.

Ich bin zwar einiges gewöhnt, aber was da dann kam, war an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten. Der Redakteur (oder die Redakteurin, es gab nicht mal ne Signatur oder einen Namen) meinte er (oder Sie) würde meinen Stil mögen, sehr sogar, meinte dann, im selben Atemzug ich solle doch schnell ein Abo für’s Magazin kaufen. Das würde meine Chancen extrem erhöhen dort rein zu kommen. Es wäre zwar auch möglich so, also ohne Abo, in dem Magazin veröffentlicht zu werden, da aber wöchentlich hunderte Bewerbungen rein kämen, würde man automatisch ganz nach oben auf die Liste kommen – die nebenbei gesagt schon jetzt ewig lang ist –, wenn man sich ein Abo besorgen würde…

… ich saß ne Weile mit runtergeklappter Kinnlade da. OK, sieht nicht wirklich intelligent aus, aber ich musste erst mal verdauen, was ich da gerade gelesen hatte. Ein Übersetzungsfehler konnte es nicht gewesen sein, dazu spreche ich zu gut Englisch. Ein Zeitloch? Hab ich anstatt von Gestern auf Heute 100 Jahre geschlafen und die Umkehrung des Kapitalismus verpennt? Der 1. April war jedenfalls nicht.

Ich hab dann, als ich wieder bei Kräften war ganz brav zurück geschrieben, dass ich von meiner Arbeit leben müsse und eigentlich nicht vorhabe auch ein Magazin auch noch dafür zu bezahlen gedruckt zu werden. Meiner bisherigen Erfahrung nach haben die Kunden eigentlich immer meine Arbeit bezahlt, nicht ich sie, damit sie die Arbeit nehmen. Auf mein Angebot mir ein Abo zu schenken, damit ich mir überlege meine Arbeiten veröffentlichen zu lassen, sind die bisher nicht eingegangen. Warum bloß?

Eigentich ist das Ganze bei näherer Betrachtung aber ein geradezu geniales Konzept: Der Künstler bezahlt dafür seine Arbeit irgendwann mal gedruckt zu sehen – die Betonung liegt hier auf irgendwann und mal, denn weder bekam ich eine Zusage, noch einen Termin–, der Kunde bezahlt das Magazin und etwaige Werbekunden sind das Bezahlen ja sowieso gewöhnt. Der Verleger macht also von drei Seiten Kohle. Kunst machen lohnt sich wohl wirklich nicht. Kunst verlegen wohl schon.

Wie auch immer, ich habe mich höflich bedankt: Danke, aber danke nein.

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